25 Jahre Verein Bürgernetz: Datenbürgersteig statt Datenautobahn

Das alte Logo des Vereins Bürgernetz

Gegründet, um die aktive Beteiligung der Bürgerinnen und Bürger am Internetauftritt der Stadt sicherzustellen, ist der Verein Bürgernetz heute aus dem digitalen Leben Münsters nicht mehr wegzudenken. Im April 2020 wurde der Verein 25 Jahre alt.

„Chhrrrrrr, fieeeeep, piong, piong, fffrrschschsch“: Kennt das noch jemand? Mit diesem Geräusch wählte sich ein 56k-Modem früher ins Internet ein. Dank DSL ist es heute so retro wie das Schnarrzen eines Nadeldruckers, erinnert aber an die Zeit, in der das öffentliche Internet noch in den Kinderschuhen steckte. Damals, als sieben engagierte Netzaktivisten um einen WG-Tisch versammelt den Verein Bürgernetz aus der Taufe hoben, weil das bürgerschaftliche Leben Münsters bei der Gestaltung des neuen digitalen Raumes nicht außen vor bleiben sollte. Motto: „Datenbürgersteig statt Datenautobahn“. Im April 1995 war das. Vor 25 Jahren.

Hände weg vom Internet-Schalter

„Es war Zeit. Das Internet stand davor, aus dem universitären Bereich in die Öffentlichkeit zu springen“, berichtet Ulrich Kathöfer, der Mitglied des Vereinsvorstands und für die Domainverwaltung verantwortlich ist. Beim ersten öffentlichen Internetzugang wurde noch ordentlich improvisiert, erinnert er sich: „Da haben damals die Auszubildenden der Stadtwerke ein paar Modems auf Holzplatten geschraubt und vorbildlich verkabelt. Nebenan gab’s einen Schaltkasten mit einer ganzen Reihe Sicherungen und dem Schalter, der mit ‚Internet‘ beschriftet war.“

Das Bürgernetz-Team in den alten Vereinsräumen im CUBA (2001).

Vereinen, Initiativen, Schulen und Bürgergruppen bietet der Verein seitdem eine niedrigschwellige und kostenlose Möglichkeit, sich im Internet zu präsentieren. Viele machen von ihr Gebrauch: Über 900 Vereine und Gruppen sind heute im Bürgernetz-Bereich unter www.muenster.de verlinkt, fast ebenso viele haben ihre Webseite auf dem Bürgernetz-Server liegen, kostenlose Beratung inklusive. „Hilfe zur Selbsthilfe“ lautet seit jeher das Motto des Vereins, der dem bürgerschaftlichen Leben der Stadt eine digitale Bühne gegeben hat, für die es bundesweit keine vergleichbaren Beispiele gibt.

Der Schulungsbetrieb 2006 – heute sind natürlich Laptops im Einsatz.

Entsprechend tief ist der Verein Bürgernetz im gesellschaftlichen Leben Münsters verankert. Andrea Meschede, Vorsitzende des Vereins: „Besonders danken möchte ich der Stadt Münster und insbesondere dem Presseamt, das uns von Anfang an unterstützt hat und mit dem wir vertrauensvoll zusammenarbeiten. Bei unseren Schulungen und Kursen kooperieren wir eng mit der Stadtbücherei. Mit vielen weiteren Institutionen und Organisationen pflegen  wir über gemeinsame Netzprojekte intensive Partnerschaften.“

Neue technische Anforderungen

Johann Pelz

Mit dem Verein hat sich auch die technische Infrastruktur entwickelt, deren Betreuung heute natürlich andere Anforderungen stellt als früher, wie Johann Pelz berichtet. Er kümmert sich um die Instandhaltung und Aktualisierung von Servern, Softwares und Server-Software. „Der Schwerpunkt lag früher darauf, Homepages „zu Fuß“ zu erstellen, mit HTML-Text und verschiedenen Programiersprachen (Perl, PHP).“

Heute sind meist vorgefertigte Softwares wie WordPress, Joomla oder Moodle nachgefragt. Laut Pelz eines der großen Betätigungsfelder für die künftige Vereinsarbeit: „Wir werden noch mehr fertige Software zur Verfügung stellen, wie seit einer Weile ein zentrales WordPress-System, in dem Nutzer ohne weiteres technisches Engagement schnell und einfach schöne moderne Seiten machen können.“

Netzkompetenz für alle!

Susanne Götz

Am Herzen lag und liegt dem Verein außerdem die Vermittlung von Netzkompetenz. Soziale Netzwerke, Shopping, Banking: Von Beginn an begleitet der Verein wichtige Aspekte rund um das Internet mit einer Vielzahl niedrigschwelliger Fortbildungsangebote für Jung und Alt, Einsteiger und Fortgeschrittene, die in der Regel weit im Voraus ausgebucht sind.

„Viele nutzen diesen geschützten Raum, um in bestimmte Themenfelder eingeführt zu werden“, sagt Susanne Götz, die festangestellte Geschäftsführerin des Vereins. „Wir verstehen uns als Lotsen in den unendlichen Weiten des Internets, ganz direkt und persönlich ansprech- und erreichbar bei den Vorträgen und Kursen in der Stadtbücherei und im Bürgernetz-Lokal am Verspoel 7/8.“

Ein dankbares Zurückblicken

Großartig geschmückt sind die Wände im Bürgerlokal nicht, denn weger der großen Fenster gibt es nicht allzu viel Platz für Hängungen. Für Verleihungen und Auszeichnungen ist kein passender Fleck gefunden, daher ist hier ein kleiner Auszug der digitalen Ehrenwand zusammengefasst: Mit der Auszeichnung des Com!-Awards 1998 bis hin zur Google Impact Challenge 2018 lassen sich einige Schlaglichter benennen.

Ein kleiner Blick in die Vereins-Chronik

Auf die nächsten Fünfundzwanzig!

Die Feierlichkeit zum 25-jährigen Vereinsbestehen fällt 2020 wider etwasErwarten und Planung kleiner aus: Aufgrund der Corona-Pandemie arbeiten auch die Bürgernetz-Mitglieder am heimischen PC oder im Büro mit zwei Meter Abstand, wie auch das Bild am Anfang dieser Seite verrät. Veranstaltungen mussten zur Eindämmung der Verbreitung des Virus‘ begesagt werden. Die Jubliäumsfeier wurde zunächst verschoben – nicht aufgehoben: „Auch um uns bei unseren langjährigen Wegbegleitern, Kooperationspartnern und Unterstützer*innen zu bedanken. Ohne sie, ohne unser Netzwerk würde es nicht gehen! Als Verein blicken wir natürlich bei einem 25-jährigen Jubiläum durchaus stolz auf Errreichtes zurück. Viel spannender ist aber der Blick nach vorn. Und die Ideen und Ansätze für den Umgang mit gesellschaftlich-digitalen Herausforderungen gehen uns nicht aus!“, freut sich Geschäftsführerin Susanne Götz.